Der Zimmerer

ist einer der ältesten Berufe und wird bis in die Bronzezeit zurückdatiert, in der die ersten Blockhütten aus Holz errichtet wurden. Vor etwa 1000 Jahren entwickelte sich im Zuge der Städteentwicklung der heutige Zimmererberuf, der mit dem Fachwerksbau im Mittelalter seine Blütezeit erlebte. Damals entstanden die so genannten „Zünfte“, in denen sich die Zimmerer, nach, für alle Mitglieder verbindlichen Regeln, organisierten. Die traditionellen Zünfte gibt es heute nicht mehr und auch die Holzverarbeitung selbst hat sich durch den Einsatz moderner Maschinen und Computertechnik zum Teil grundlegend verändert; trotzdem sind viele der alten Gepflogenheiten der Zimmerer aus dem Mittelalter erhalten geblieben.

Schächte

Die Zünfte verschwanden Ende des 19. Jahrhunderts und sind heute, durch die Innungen im Bauhandwerk, ersetzt. Es existieren aber immer noch traditionelle Vereinigungen von Zimmerleuten, bzw. wurden neu gegründet, um das Brauchtum weiter zu pflegen. Dazu gehören beispielsweise „Schächte“, wie die „Vereinigung der rechtschaffenen Fremden, Zimmerer- und Schieferdeckergesellen Deutschlands“, der „Rolandschacht“, die „Freien Vogtländer Deutschlands“ oder der Schacht „Axt und Kelle“.

Richtfest

Von den Zimmerleuten stammt auch das weit verbreitete „Richtfest“. Es wird ausgerichtet, wenn der Rohbau eines Gebäudes und der Dachstuhl stehen. Dabei wird von den Zimmerern, als Ausdruck ihrer Freude, ein Richtkranz oder Richtbaum an den Dachstuhl gehängt und ein Richtspruch aufgesagt, der das Haus und die Bewohner schützen soll. Anschließend lädt der Bauherr zum Richtschmaus und es wird zünftig gespeist und getrunken.

Klatschen

Ein beliebter Brauch bei Richtfesten und anderen Feiern ist das „Klatschen“, bei dem sich mindestens zwei Gesellen gegenübersitzen und sich nach dem Takt ihrer Zunftlieder, in einer festgelegten Reihenfolge, selbst oder gegenseitig, in die Hände klatschen.

Walz

Die bekannteste Tradition des Zimmererhandwerks ist die „Walz“, eine Wanderung, auf die sich ein Geselle begibt, um sich nach seiner Ausbildung bei anderen Zimmermeistern weiterzubilden und Erfahrungen zu sammeln. Je nach Zunft dauert sie mindestens zwei oder drei Jahre und einen Tag, wobei sich der „Fremde“ seiner Heimatstadt bis zu einem bestimmten Abstand nicht nähern darf. Früher war die Walz nach der Zunftordnung eine Voraussetzung für Gesellen, um Meister werden zu können. Seit Ende der Zünfte besteht diese Pflicht nicht mehr, weswegen weltweit nur noch einige hundert Zimmerleute auf die Walz gehen. In den letzten Jahren sind „Tippelbrüder“ aber wieder vermehrt in Europa und der ganzen Welt unterwegs und reisen von Herberge zu Herberge.

Kluft

Auf der Walz und zu feierlichen Anlässen, wie Geburtstage oder Hochzeiten, tragen Zimmerleute immer noch ihre traditionelle „Kluft“. Diese Tracht besteht meist aus einem breitkrempigen Schlapphut, einem schwarzen Samt- oder Manchesteranzug mit Weste, Jackett und Hose mit weitem Schlag, einem weißen Hemd ohne Kragen und schwarzen Schuhen oder Stiefeln. Wichtigster Bestandteil der Kluft ist aber die so genannte „Ehrbarkeit“, ein krawattenähnliches Stück Stoff, das am Hemd mit einer Stecknadel, die das Handwerkswappen trägt, befestigt wird. Weitere Schmuckstücke sind der Ohrring im linken Ohr und die Zunftuhrkette mit den Wappen der Städte, in denen gearbeitet wurde.

Ausrüstung auf der Walz

Seine Reise- und Ausrüstungsgegenstände verstaut der Zimmerer auf der Walz im „Charlottenburger“, einem ca. 80×80 cm großen Tuch, das er als Bündel trägt. Mit dabei hat er auch seinen Wanderstab, den „Stenzel“, und das „Wanderbuch“, in dem unter anderen alle Walzstationen eingetragen werden.

Schmalmachen

„Schmalmachen“ bezeichnet auf der Walz das Vorsprechen bei Meistern, den so genannten „Krautern“, Handwerkskammern und -Innungen, Gewerkschaften und Betrieben wie Metzgern, Bäckern und Bierbrauereien. Um je nach Anlass Arbeit zu finden oder Verpflegung und Unterkunft zu erhalten, gibt es verschiedene festgelegte Sprüche.

Aufklopfen

Das „Aufklopfen“ ist eine Versammlung für Zimmerergesellen, die von den Schächten veranstaltet werden. Für Gesellen auf Wanderschaft finden sie in der Regel alle zwei Wochen statt, für einheimische Gesellen einmal im Monat. „Aufklopfen“ heißt das Treffen deshalb, weil der älteste Geselle zu Beginn mit einem Holzstab mit Schmuckbändern, dem „Reglement“, dreimal auf den Tisch klopft und es damit eröffnet.

Schallern

Bei solchen Veranstaltungen, auf der Walz und bei Feiern werden häufig auch zünftige Gesellenlieder gesungen („geschallert“).

Fassschmoren

Natürlich wird beim fröhlichen Beisammensein auch ordentlich getrunken („geschmort“), wozu die Zimmerer mehrere Fässer Bier aufmachen. Ein gewählter „Fassgeselle“ sorgt dabei für volle Bierkrüge und die Stimmung der Anwesenden. Geschmort wird meist bis in die frühen Morgenstunden, bis das letzte Fass nach traditionellem Ritual aus dem Fenster geworfen wird.

Quelle: http://arbeits-abc.de/10-beliebte-traditionen-und-gepflogenheiten-der-zimmerer/

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